Gelände


Das Gelände auf dem sich die Werkstätten befunden haben, liegt im Tal unterhalb der Villa und den Thermen.

Gesamtübersicht der römischen Fundsituation in Fischbach

V- Villa Rustica

?- Sondiertes, nicht ausgegrabenes Gebäude

F- Feuchte Wiese

Z- Geländestreifen mit deutlichen Ziegelresten

O- Bereich Ziegelbrennofen

E- Schlacke, Glasfluss, Hinweis auf Metallverarbeitung/-bearbeitung

FB- Bereich mit Fehlbränden, Auffüllung

B- Bad/Thermen

Das Gelände erstreckt sich über die Grundstücke 892 (westlich, 895/896 (vermutet), 989 (Ofen lokalisiert, 900 (Eisenbereich, Ost) bis 902 Grabenbach (Menge an Fehlbrand, Hartbrand). Die West-Ost-Ausdehnung beträgt ca. 255 m, Nord Süd ca. 148m, ca. 3,57ha.

Einzelbereiche:

Allen Bereichen gemeinsam ist, dass es als Lesefunde bis auf 898w ausnahmslos römische Artefakte gibt. Dabei handelt es sich in der Regel um Ziegelbruch in verschiedener Qualität und Art. Es gibt keine Funden von Gebrauchskeramik, die eine Datierung zulassen würde.

Einzelbereich A

Der östliche Streifen mit ca. 12m Breite auf 892 zeigt im ganzen Verlauf auffällig viele Sandsteinfunde (Baumaterial). Es ist teilweise eine Bearbeitung erkennbar. Dazwischen findet sich auch Kieselsteinmaterial Faust- bis Fußgröße. Der Ziegelbruch zeigt verschiedene Produktionslinien. Einmal mit Materialstärke bis 20mm und breiten kräftigen Leisten, zum Andern auch dünne Platten bis 12mm und zierlichen Leisten.

Insgesamt gibt es kaum Fehlbildung, oder grau-hartgebranntes Material. Eine Häufung des Ziegelbruchs ist im nördlichen Drittel des Feldstreifens bemerkenswert. Im Gegensatz zu anderen Feldstücken kann hier mit einst intakten Dachziegeln und evtl. Bebauung gerechnet werden. Dafür spricht auch das häufige Vorkommen von werkgerechtem Sandstein.

Im nördlichen Teil gibt es häufiger Sandstein mit starker Hitzeeinwirkung, von schwarz verfärbt, bis zu zersprungen. Wenig Lesematerial stammt von hartgebranntem Lehm mit dünner Glasurfläche, vergleichbar zu der Situation im Ofenfeld 898. Weiteres Material, dass auf eine Werkstatt schließen ließe, z.B. Schlacke, Eisenreste usw. fehlen ganz. Auch nichts, was in den Bezug zum Flurnamen ‚Feilenschmiede‘ gebracht werden könnte.

Thermische Prozesse können aber durchaus relevant sein, da Schmieden in römischer und mittelalterlicher Zeit oberflächlich keine solchen Spuren hinterlassen. Schlacke bildete sich nur bei Verhüttungsprozessen, von der Schmiedekohle (Holzkohle) bleibt nur Asche übrig. Zu den in einem Luftbild zu vermutenden Gruben westlich des Feldstreifens kann nichts weiter gesagt werden.

Am östlichen Feldrand zu 895 scheint es, dass der Fundbereich in dieses Feld übergeht. Da aber sowohl 895 und 896 nur aus Wiese besteht, kann dazu nichts konkretes gesagt werden. Da die Wiese nicht drainiert ist, wird dieser Bereich nicht gepflügt werden.

Südlich im Anschluss an den Feldstreifen, etwa in der Breite des Fundbereichs, findet sich eine deutliche Vertiefung in rechteckiger Form, die auffällig feucht ist. Erkennbar auch an den saureren Gräsern und an der Durchfeuchtung des Bodens nach starkem Regen, oder im Frühjahr. Ähnliche Situationen sind von Stellen bekannt, an denen Lehm, oder Ton abgebaut wurden. Der Boden ist an diesen Stellen gering wasserdurchlässig. Das Niveau liegt ca. 50cm unterhalb der restlichen Umgebung. Als eine Möglichkeit käme ein Becken, oder ähnliches in Frage. Ein solches wäre bei der Aufbereitung von Lehm zu brennfähigem und verarbeitbarem Ton Voraussetzung. In der Gesamtsituation wäre eine solche Möglichkeit nicht auszuschließen.

Einzelbereich B

Das Feld 898 ist bis auf den lokalisierten Standort des Ziegelbrennofens ohne Oberflächenbefunde (siehe > Ziegelbrennofen). Am Standort liegen auffällig viele Wersandsteine und Ziegelbruch, aber auch Fehlbrandstücke. Wieder gibt es keinerlei datierbare Scherben von Keramik. Der Bereich hat einen Durchmesser von ca. 8 Metern. Es gibt an dieser Stelle einige hartgebrannte Tonstücke, z.T. auch Ziegelbruch, der eine dünne grünlich-transparente Glasurschicht trägt.

Solche Glasurschichten kommen vergleichbar an der Innenseite von Ziegelbrennöfen vor. Ebenso die verformten und grau-harten Ziegelstücke. Der Ausschuss ist mit den damaligen Verfahren nicht vermeidbar. Nicht brauchbare Ziegel können auch vor dem Brand an der Innenseite des Ofens als Wandschicht, oder zur Abdeckung der oberen Öffnung verwendet worden sein. Somit lässt sich auch die große Menge an Ausschussware erklären, die an Ort und Stelle produziert wurde. Auffällig ist die Anhäufung im Bereich des Grabenbachs, die zur Auffüllung verwendet worden sein kann.

Bei einer vorläufig letzten Begehung des Felds 898 ergab sich am westlichen Streifen auf etwa 12 Metern Breite ein geringes Fundspektrum von vereinzelten Schlacken verschiedener Konsistenz, kaum Ziegel, einiger gebrannter Sandstein, ein Stück hartgebrannte und teilglasierte Wandauskleidung mit sichtbaren Stroh/Grasabdrücken (passend zum öfters angewendeten Aufbau eines Rennofens) und Randstücke neuzeitlicher Tongefäße (ab ca.17. Jh.) insgesamt stark verstreut über den gesamten Streifen. Eine besondere Häufung kann nicht festgestellt werden.

Einzelbereich C

Im Feldstreifen 900 fällt die große Menge an Sandstein, Kieselstein und wenig Ziegel auf. Außerdem findet sich im nördlichen Drittel bis zur Mitte des Felds eine größere Anzahl von verschiedenen Schlacken. Darunter ist Schwammschlacke, schwarzer Glasfluss, steinartige Luppenschlacke und Schlacke mit matter harter Steinsubstanz, ähnlich wie bei Lava. Es dürften sich hierbei auch um ähnliche Entstehungsprozesse bzgl. Temperatur und Mineralität gehandelt haben. Leider findet sich nichts von Produkten wie Eisenluppe, Erz, oder Roheisen. Auch hier dürfte es sich nicht um einen Schmiedebereich gehandelt haben.

Eine Abgrenzung der beiden Feldbereiche und ihrer Nutzung entspricht in etwa der heutigen Grundstücksgrenze. Reste von Rennöfen könnten sich ohne weiteres noch in größerer Tiefe befinden, da sie oft über einer Grube aufgebaut waren. Der Boden der Grube wäre als rot verfärbt anzunehmen. Eine metallurgische Untersuchung der Fundstücke (Schlacken), könnte hier weiterhelfen.

Einzelbereich D

Entlang des südlichen Abschnitts rechts und links des Grabenbachs, fanden sich größere Mengen an zerbrochenen Fehlbränden und grau gebrannten harten Ziegelstücken. Diese Ziegelstücke waren teilweise verbacken und stark deformiert. Das weist auf eine lokale Entstehung hin und den Zusammenhang mit einem Ziegelbrennofen. Die Nähe zu dem kleinen Bach, eher einem Graben, lässt auf Auffüllmaterial zur Entsorgung schließen. Fehlbrände mit gebrauchsgerechter Konsistenz, aber Fehlformen, wie Verbiegungen, oder Abplatzungen, können bei späteren Brennvorgängen als Innenauskleidung, oder Abdeckung des Ofens weiterverwendet worden sein. Das grau gebrannte harte Material ist über die Sintergrenze gebrannt und damit wasserfest und -dicht und würde sich mit Wandlehmverstrich nicht verbinden. Einzelne dieser Stücke kommen auf allen Feldern vor, aber nicht in dieser Konzentration.

Einzelbereich E

Die Frage, woher das Rohmaterial für die Werkstätten, also Ton, oder Eisenerz kam, lässt sich derzeit nicht endgültig nachweisen. Tone gibt es in der näheren Umgebung nur in sehr unsauberer Qualität als Lehm, oder Auenlehm. Das Fundareal liegt geologisch in einem Bereich der Verwitterungs/Umlagenbildung (qum, LGRB RP Freiburg, Legendeneinheiten 26.1.17). Auch qhz und Lf besitzen ähnliche Qualitäten. Um aus diesem Lehm brennfähigen Ton, wenn auch in minderer Qualität herzustellen, braucht es zusätzlicher Verarbeitung und Verfeinerung. Tatsächlich zeigen einige Ziegelreste die Verwendung von grob gemagertem Tonmaterial mit Einschlüssen von Kalk auf, was wiederum zum Zerspringen des Ziegels geführt haben kann. Zum Teil ist die zubereitete Masse sehr inhomogen mit großen Lufteinschlüssen, was beim Brennen auch zum Zerplatzen des Ziegels führen kann. Manche Ziegel sind sehr ’schlampig‘ geformt, so dass die Leisten zerdrückt, oder verbogen sind. Oft ist die obere Fläche kaum verstrichen und die Unterseite grob sandig. Selten ist ein Fugenstrich entlang der Leisten, sowie der charakteristische Halbbogen am unteren Ende. Die Anschlag-Stoßecken sind oft nur unpassend ausgeschnitten und die Imbrices viel zu flach gebogen. Aber wie gesagt, kann dies alles lediglich Ausschuss, oder 2. Wahl gewesen sein. Ungewöhnlich ist jedoch, die unterschiedliche Materialstärke, wobei einige der sehr dicken Teile bis 3cm auch Platten gewesen sein können.

Raseneisenerz ist hier nicht bekannt und auch auf den Feldern nicht vorhanden. Weiter entfernt bei Waldmössingen, Fluorn-Winzeln und Rötenberg habe ich solches schon gefunden. Ebenso gibt es dort umfangreiche Tonvorkommen (Ziegeleien).

Zum Erhaltungszustand der Bodendenkmale kann im Moment nicht viel gesagt werden. Nach der Geophysikalischen Bodenuntersuchung durch Herrn von der Osten ist in 30cm Tiefe (Pflugtiefe bei Mais) eine undeutliche Auflösung, bei 50cm Tiefe eine deutliche Struktur zu erkennen. So ist beim Ofenstendpunkt mit einer weiteren negativen Beeinflussung der Befunderhaltung zu rechnen.

Im westlichen Feld 892 sind 2022 erstmals größere Mengen an relativ neuem Ziegelmaterial zu Tage gekommen, besonders im nördlichen Abschnitt. Aber auf dem gesamten Feldabschnitt östlich traten große Sandsteine hervor, die bei einem Exemplar 40x30cm betrugen. In der lokalen Geologie sind Sandsteine nicht vorhanden (qum). Dabei könnte es sich um Gebäudereste handeln.

Beim Streifen 900, wo sich die größeren Schlackenanteile fanden, müsste es sich um Metallgewinnung handeln, da Schlacken dafür typisch sind. Da oberflächlich keine Brandspuren auftreten, oder Bodenverfärbungen zu erkennen sind, müssten die Gründungen von üblichen Rennöfen noch unter der Pflugtiefe liegen. Die Lehmwände, von denen es Spuren mit leicht glasierter und hartgebrannter Schicht gibt, wurden jeweils wieder abgetragen und neu aufgebaut. Zu bemerken ist auch, dass das Fischbachtal seit Jahrhunderten zu den bevorzugten Anbauflächen für Feldfrüchte gehört, wobei die Pflugtiefe früher natürlich geringer war.

Ich werde das Gelände weiter beobachten und verschiedene Jahreszeiten und Anbauzeiten einbeziehen. Auch das Überfliegen mit der Drohne ist eingeplant.

Verfasser: Hans-Otto Wagner